Wie schembe mir ins? Wie schimpfen wir uns? Dorfuznamen aus Oberhessen
Necken und geneckt werden: Ortsuznamen haben in Hessen eine lange Tradition. Als Beispiele mündlicher Überlieferung sind sie zugleich Ausdruck gemeinsamer Identität und Erzählkultur. So ein Neckname verbindet alle Bewohnerinnen oder Bewohner eines Dorfes oder einer Stadt, gerade weil sie ihn sich nicht selbst aussuchen können: Wer aus Alsfeld oder Lehrbach stammt, ist und bleibt Plasderschisser. Ober-Gleenerinnen und Ober-Gleener sind ausnahmslos Gliesboirel (Kloßbeutel). Owelabbe (Ofenlappen) sind in Wallenrod zu Hause, Saandhoase (Sandhasen) in Maar oder Niederklein. Hessische Ortsuznamen sind nicht bloß ein gutmütiger Spott, den ein Dorf einem anderen angehängt hat. Die einen verraten etwas über die Vorlieben, Vorurteile oder Berufe von Vorfahren. Andere beziehen sich auf besondere Ereignisse oder auf landschaftliche, biologische oder geologische Besonderheiten, beispielsweise auf einst stark verbreitete Tiere oder Pflanzen, auf Gewässer oder Basaltsteinbrüche. In Ortsnecknamen lebt die Mundart einer Region weiter. Sie sind ein Stück Heimat und stärken das lokale Wir-Gefühl. Und wer sich Scherwewadds oder Salzekuchenmarder nennen lässt, beweist außerdem Humor. Die Historikerin Monika Felsing und weitere Ehrenamtliche aus dem Geschichtsverein Lastoria haben 2022 in zwölf quadratischen Minibüchern Mundartgedichte und Hintergrundinformationen über Necknamen veröffentlicht und bei der Arbeit daran festgestellt: Ortsuznamen sind lebendige Geschichte, ein immaterielles Kulturerbe, und sie regen die Fantasie an. In einem digitalen Seminar spricht Monika Felsing am Sonntag, 26. März 2023, von 16 bis 17.30 Uhr über ihre Recherchen, stellt die Reihe vor und bittet um weitere Hintergrundinformationen und Anekdoten als Antworten auf die Frage: Wie schembe mir ins? Wie schimpfen wir uns?
Status:
Anmeldeschluss: 22.03.2023
Kursnr.: 231-1020
Beginn: So., 26.03.2023, 16:00 - 17:30 Uhr
Dauer: 1 Treffen
Kursort: Online
Gebühr: 0,00 €