Schbille gieh - Ausgehen im Vogelsberg gestern und vorgestern
Früher war mehr Party: Sieben Tage die Woche haben Jugendliche und junge Erwachsene noch im frühen 20. Jahrhundert im Winter gefeiert. Und danach in einem anderen Elternhaus weitergemacht. Die Spinnstuben sind legendär. Handgemachte Musik, wilde Tänze, Schauergeschichten und Rätselspiele gehörten dazu, oft auch Branntwein und Zigarren. Pärchen fanden sich, und Freundschaften hielten ein Leben lang. Spätestens mit dem Zweiten Weltkrieg aber war die Zeit der Spinnstuben vorbei, und sie hinterließ eine Lücke, die sich nicht einfach so schließen ließ. Jahrzehnte später wurden Jugendgruppen gegründet, die seitdem unter anderem die Kirmes organisieren. In Fahrgemeinschaften ging es in den Siebzigern in die möglichst weit entfernte Disco. Und die Kreisbildstelle lieferte die Filme für Kino-Nachmittage im Dorfgemeinschaftshaus, als es weder Internet noch Netflix-Serien gab. Wie die Geschichte des Feierns mit der Entwicklung der Mobilität in Oberhessen zusammenhängt, darum geht es in einer digitalen Runde am 19. November 2023 von 19 bis 20.30 Uhr mit der aus Ober-Gleen stammenden Historikerin, Buchautorin und Mundartliedermacherin Monika Felsing. In den Oral-History-Projekten des Bremer Geschichtsvereins Lastoria haben Oberhessinnen und Oberhessen von ihrem ersten Auto erzählt, von Fußmärschen in Stöckelschuhen zur Glastanzdiele, vom Kirmestuch und vom Walpern. Vorm Mikrofon sprachen sie übers Schüsselwerfen und Traktorfahren, über Lehrer, die Motorradclubs und Fußballvereine gründeten, über Urlaub mit dem Kreisjugendring und Knutschen im Dunkeln an der Melchbridsch oder der Bushaltestelle. Evangelische und Katholische fanden zusammen, Einheimische und Zugezogene, und neue Feiern kamen dazu. Wie der Karneval, den die Vertriebenen im Vogelsberg eingeführt haben. Oder das Backhausfest. Von den Spinnstuben sind ein paar alte Fotos, Geschichten und einige Lieder geblieben. Und der Ausdruck “schbille gieh”, ausgehen. Kommt, mir gieh schbille:
Digitale Schnitzeljagd als zusätzliches Angebot:
Wenn mindestens vier Teams in einer digitalen Schnitzeljagd gegeneinander antreten wollen, wird ein zweiter Termin vereinbart. Ein Team sollte aus etwa drei Personen bestehen, gerne auch aus unterschiedlichen Generationen. Ob sie nun aus einer Firma, einer Klasse, einer Familie, einem Dorf, einer Nachbarschaft oder einem Verein sind – sie sollen im Wettstreit Fragen beantworten und Hinweisen folgen, die sie in die Vergangenheit und in die Gegenwart führen. Und zusätzlich zum Stöbern im Internet oder in Bibliotheken können sie jeden Telefonjoker ziehen, den sie kennen.
Bitte melden Sie sich vorher an, da der Link zur Teilnahme dann noch rechtzeitig mitgeteilt wird.
Status:
Anmeldeschluss: 15.11.2023
Kursnr.: 232-1020
Beginn: So., 19.11.2023, 19:00 - 20:30 Uhr
Dauer: 1 Treffen
Kursort: Online
Gebühr: 0,00 €